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Ein bisschen Liebe schenken mitten im Trubel Indiens

Vor sechs Monaten haben wir, Deborah Haas und Sellina Conzelmann, uns entschieden, unsere Koffer zu packen und etwas ganz Neues zu erleben: ein achtmonatiges Volontariat im YMCA Madurai, Indien. Schon seit 2009 bietet der CVJM-Landesverband Baden e.V. in Zusammenarbeit mit dem CVJM-Gesamtverband in Deutschland jungen Menschen die Möglichkeit einen Freiwilligendienst in diesem interessanten Land zu absolvieren.

 

Indien Madurai

 

Nun wollen wir euch einen kleinen Einblick in unseren Tagesablauf geben. Dabei haben wir uns auf unsere Hauptaufgabe, die Schule für geistig und körperlich behinderte Kinder, fokussiert.

Jeden Morgen fahren wir mit der Rikscha auf überfüllten Straßen voller Kühen, Menschen, knatternden Motorrädern und hupenden Minirikschas zur Schule. Das Schulgebäude ist auffallend bunt mit vielen Kindermotiven von den bisherigen Volontären bemalt. Dort angekommen werden wir von 14 Lehrern und zehn Jungen ganz herzlich begrüßt. Nach und nach trudeln circa 50 Kinder der 100 angemeldeten ein und es geht in die Aula, um die Nachrichten zu hören, zu beten, Gymnastik zu machen oder eine Geschichte zu hören.

Ab 10:30 Uhr beginnt der Unterricht in kleinen Klassen, entsprechend dem Alter und der Behinderung, bei den älteren Schülern auch nach Geschlechtern getrennt.

Unterricht – ein vielseitiger Begriff: Hier bedeutet er vieles zu wiederholen, Zahlen zu schreiben, kleine Wörter und Laute zu lernen, auszumalen und feinmotorische Spiele. Aber auch alltäglich Nutzbares wie Wäsche zu waschen, Zähne zu putzen, zu kochen und zu duschen – natürlich alles im kleinen Rahmen, abhängig vom Grad der Behinderung.

Der Unterricht ist allerdings nicht so strikt und fördernd aufgebaut wie bei uns, sondern, entsprechend der indischen Mentalität, entspannt, langsam und mit Geplauder bei Tee und Snacks. Für die Lehrer besteht die Möglichkeit, dank der großen Unterstützung aus Deutschland, mit den Schülern in den Computerraum, das kleine Bällebad oder den Tast- und Fühl-Raum zu gehen.

 

Indien Madurai

 

Schließlich wird um halb eins die Schulglocke mit einem freudigen Geschrei begrüßt und alle Kinder stürmen mit ihren Lunch-Täschchen in die Aula. Ganz so sauber wie sie reingestürmt sind, kommen sie allerdings nicht wieder raus, trotz der reichlichen Hilfe der Angestellten. Also geht es ab zu den Waschbecken und den behindert-gerechten Toiletten.

Anschließend geht es erneut für zwei Stunden in die Klassen. Währenddessen nehmen wir ca. drei Schüler für unser Musik- und Kunstprojekt aus den Klassen. Die Kinder genießen diese Zeit besonders, da sie sich entfalten können und nicht immer still sitzen müssen, wie es am Morgen der Fall ist.

Eine halbe Stunde bevor die Schule offiziell zu Ende ist, wird meistens noch draußen auf dem Innenhof am kleinen Spielplatz, mit Bällen und bunt bemalten Autoreifen gespielt. Ein besonderes Highlight für die Kinder ist immer wieder die indische Musik in der Aula, zu der sie total ausgelassen, jeder auf seine ganz persönliche Art und Weise tanzen. Zwischen halb vier und vier Uhr werden die Kinder von ihren Eltern an der Schule abgeholt.


Indien Madurai


Neben dem Schulunterricht besuchen wir auch einige Kinder in ihrem Zuhause, um mehr über sie und ihre Familiensituation zu erfahren. Bei diesen Besuchen wird uns immer bewusst, wie privilegiert wir in unserer deutschen Gesellschaft aufwachsen konnten. Besonders gerne besuchen wir auch das Boyshome, ein Waisenhaus für Jungen des YMCAs, zu dem wir mindestens zweimal die Woche fahren und einfach zusammen Zeit genießen beim Spielen, Reden und Lachen.

Nun noch unsere persönlichen Eindrücke zu der Einsatzstelle: Ganz besonders zaubern uns die Kinder jeden Tag ein Lächeln aufs Gesicht, mit ihrer verrückten, liebenswürdigen, nicht nachtragenden und überglücklichen Art. Die Lehrer sind alle sehr hilfsbereit und herzlich, jedoch fällt es uns manchmal schwer ihr Unterrichtskonzept mit deutschen Augen nachvollziehen zu können.

Auffallend ist die reichliche Ausstattung der Schule, welche nach unseren Maßstäben etwas mehr genutzt werden könnte. Gleichzeitig wird uns gerade immer wieder bewusst, wie wertvoll dieser Ort auch für die Eltern ist. Sie erhalten hier Unterstützung und können sich mit Menschen austauschen, die ihr Schicksal teilen – unersetzlich, vor allem bei den vielen, schwierigen Familiensituationen.

 

Liebe Grüße aus Indien, Deborah Haas und Sellina Conzelmann